Friesische Bräuche: Rummelpott und mehr

“Liiwer düüdj as slååw – Lieber tot als Sklave”: Auf den gelb-rot-blauen Flaggen, die vor vielen Häusern zwischen Eider und dänischer Grenze flattern kann man’s lesen: Die Friesen sind ein unabhängiges Volk. Das wichtigste Identifikationsmerkmal der offiziell anerkannten nationalen Minderheit in der Bundesrepublik Deutschland ist ihre Sprache. “Uk dön jong lidj wat heer san snaake altermal fering; hoker nian fering snaaket as ‚out’.” erzählte ein älterer Herr aus Alkersum auf Föhr einem NDR-Reporter –

Foto: Michael Meinecke [Public domain], via Wikimedia Commons

“Auch die jungen Leute, die hier sind, sprechen friesisch; wer kein Friesisch spricht, ist out.” Ganze zehn Dialekte werden bis heute in Nordfriesland gepflegt! Außenstehende werden die Unterschiede allerdings kaum erkennen – sie staunen über eine Mundart, die trotz ihrer Verwandtschaft mit dem Englischen, Niederdeutschen und Dänischen nur schwer zu verstehen ist. Friesische Kultur erleben Gäste beim Biikebrennen, dem großen Volksfest zum Ende des Winters am 21. Februar. Im Sommer geben viele Dorf- und Heimatfeste Gelegenheit, die Trachten der Friesinnen mit den kunstvollen Hauben und dem wertvollen Silberschmuck zu bewundern. Ebenfalls typisch friesisch sind das Rummelpott-Laufen am Silvester-Abend, das Bosseln im Winter und das Ringreiten im Sommer. Zum Spaß der Urlauber (und der Einheimischen)

Rummelpott Gedichte

Rummel, rummel, ruttje,
Giff mi noch een Futtje?
Giff mi een, blev ik stohn,
Giffs mi twee, will ik gohn.
Giffs mi dree, wünsch ik
Glück, dat de Husfru mit de
Futtjes ut de Schosteen flüch.
Dat ole Johr, dat nie Johr,
sind de Futtjes noch nicht gor,
pros Niejohr, schiet op ole johr.

Hau de Katt de Schwanz aff
hau em nich to lang aff,
lat en lüdden Stummel stahn,
dat de Katt kann wieder gahn.

 

Hulken, Kenknern, Rummelpott laufen…

“Seegnt nei juar!” rufen verkleidete Jugendliche auf Amrum jedem Spaziergänger zu, der am Silvesterabend in der Dämmerung auf der Insel unterwegs ist. Diese “Hulken” ziehen von Haus zu Haus um den Bewohnern ein “Gesegnetes Neues Jahr” zu wünschen. Wer sie trotz ihrer Kostüme und Masken erkennt, schenkt Ihnen Süßes oder spendiert ein wärmendes Getränk. Auf der Nachbarinsel Föhr trifft man am letzten Tag des alten Jahres “Kenkner”, die selbst gedichtete Lieder vortragen und sich ebenfalls gern mit einem Schnaps belohnen lassen. Die Kinder gehen Rummelpottlaufen. Sie basteln sich ebenfalls fantasievolle Verkleidungen und singen “Rummel, rummel, rooken, schenk mi’n Appelkoken!” oder den Klassiker “Fru, mak de Dör op, de Rummelpott will in. Da kommt en Schip von Holland, dat hätt keen gute Wind…”

Dieser typisch friesische Brauch wird auch auf Sylt und Pellworm, den Halligen und auf dem Festland gepflegt. Ähnlich wie an Halloween schenkt man den Besuchern entweder Süßigkeiten – oder muss damit rechnen, dass einem böse Streiche widerfahren… Der “Rummelpott” dient dabei als Sammeltopf für Bonbons und andere Gaben. Früher war das Gefäß mit einer Schweinsblase überzogen, in der ein Schilfrohr steckte. Rieb man an dem Rohr, ertönte ein lautes, “rummelndes” Geräusch.

(Pressemitteilung SH-Tourismus)

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