(CIS-intern) – Landrat Florian Lorenzen bleibt seinem Versprechen treu, sich einmal im Jahr jeweils zwei Tage Zeit zu nehmen, um jeweils eine Hallig und eine Insel genauer kennenzulernen und mit Bürgern und Handlungsträgern vor Ort zu sprechen. Am 6. Juli 2021 ging er in Schlüttsiel an Bord der MS Hilligenlei, fast zwei Stunden später begrüßte ihn Bürgermeisterin Heike Hinrichsen auf Hallig Langeneß. Zur Gemeinde Langeneß gehört auch die Hallig Oland.
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Der erste Besuchspunkt galt der medizinischen Versorgung der rund 120 Bewohnerinnen und Bewohner beider Halligen – und ihrer jährlich rund 26.000 Urlaubsgäste. Florian Lorenzen lernte die Gemeindepflegestation kennen und sprach mit Dr. Christoph Meyer-Schillhorn über die hausärztliche Versorgung auf den Halligen. Projektmanagerin Isabell Müller stellte ihm das Projekt Telemedizin vor.
»Das hohe Engagement und das medizinische Niveau, das hier vor Ort erreicht wird, haben mich sehr beeindruckt. Die telemedizinische Direktverbindung zu Ärzten auf dem Festland gibt allen Beteiligten und vor allem den Patienten das gute Gefühl, selbst an diesem entlegenen Ort richtig gut versorgt zu sein«, erklärte Lorenzen. Er werde sich dafür einsetzen, dass die zunächst bis 2022 gesicherte Finanzierung des telemedizinischen Angebotes dauerhaft sichergestellt wird.
Als nächstes ging es mit dem Hallig-Express zum Lorendamm, wo Heike Hinrichsen dem Besucher das Thema Straßensanierung näherbrachte: »Auch bei uns werden die Fahrzeuge immer größer und breiter. Und die Straßen müssen mitwachsen«, erklärte sie. Der weiche Halligboden und die regelmäßige Überflutung durch die Nordsee stellen jedoch besondere Herausforderungen dar, an die die Straßenbauer sich anpassen müssen. Die rund zehn Kilometer lange Kreisstraße auf Langeneß muss in den nächsten Jahren ohnehin saniert werden. Die Husumer Kreisverwaltung wird verschiedene Verfahren prüfen, die für die Sanierung und gleichzeitige Verbreiterung in Frage kommen.
Die Fahrt mit einer Lore zur Hallig Oland stellte für Florian Lorenzen einen Höhepunkt des Programms dar: »Für die Halligbewohner sind ihre Loren eine gewohnte und absolut unverzichtbare Infrastruktur. Aber wenn man, wie ich, nur selten die Gelegenheit hat, lacht einem das Herz bei so einer Fahrt durch Wattenmeer«, gibt er zu.
Bei der anschließenden Bürgerversammlung in der Halligstube »Kiek In« auf Oland brachten die Einheimischen dann auch genau dieses Thema aufs Tapet: Jeder Oländer Haushalt benötige eine Loren-Lizenz, alle seien gleich zu behandeln – doch vergebe der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) nicht genügend der begehrten Erlaubnisse. Die Gemeinde arbeitet bereits an einem Konzept für beide Halligen. Sollte dies nicht gelingen, versprach der Landrat, sich einzubringen.
Am Abend nahm er im Gasthaus Hilligenley an einem gemeinsamen Essen mit der Gemeindevertretung teil. Das Gespräch drehte sich um die ungesicherte Finanzierung der Kläranlagensanierung auf Langeneß, um die regelmäßige Unterhaltungsbaggerung der Fahrrinne nach Hooge zur Sicherung des tideunabhängigen Fährverkehrs und um Bürger vom Festland, die Gebäude auf Halligen erwerben, ohne dort dauerhaft zu wohnen. Mehrere Häuser, in denen früher Familien mit Kindern lebten, deren erwachsene Mitglieder sich etwa in der Feuerwehr oder für den Küstenschutz engagierten und das Gemeindeleben mittrugen, stehen jetzt bis auf wenige Wochen im Jahr leer. Auch auf den Halligen sind die Grundstückspreise derart gestiegen, dass junge Familien sie sich kaum mehr leisten können.
Der zweite Tag begann mit einer Besichtigung der nicht nur für Halligverhältnisse riesigen Baustelle, an der die neue Warft Treuberg entsteht. Sie soll ein Haus mit vier Wohnungen für erhoffte neue Halligbürger beherbergen, einen Kaufmannsladen, die Krankenpflegestation sowie Bauhöfe für die Gemeinde und den LKN. Florian Lorenzen versprach die Planungen zu unterstützen und bei der Suche nach entsprechenden Fördertöpfen behilflich zu sein.
»Hier sehen wir deutlich, was der Klimawandel für uns in Nordfriesland bedeutet. Auch auf den anderen Halligen zwingt er zur massiven Verstärkung der Warften. Mein Dank gilt Bund und Land, die die Kosten übernehmen. Nur wenn die Halligen bewohnt bleiben, bleibt uns ihre einmalige Kultur und auch ihre Funktion als zusätzlicher Küstenschutz fürs Festland erhalten«, sagt Florian Lorenzen.
Nach einer Besichtigung der Ketelswarf, wo die Feuerwehr, das Gemeindebüro und das Tadsen-Museum untergebracht sind, und der Schule auf der Kirchwarf endete sein Besuch mit einer Bürgerversammlung mit den Einwohnern von Langeneß.
Florian Lorenzens Fazit: »Ich habe ganz besondere Menschen kennengelernt, die sich mit Herzblut für ihre Halligen und ihre Kultur engagieren. Der Kreis Nordfriesland wird alles tun, damit diese ganz besondere Welt auch von künftigen Generationen noch mit Staunen und Bewunderung besucht – und vor allem dauerhaft bewohnt werden kann.«