(CIS-intern) – In diesem Jahr dürfen aufgrund der Corona-Pandemie deutschlandweit keine Böller und Raketen verkauft werden. Zwar ist es nicht gesetzlich verboten, vorhandene Restbestände am 31. Dezember und 1. Januar zu zünden; doch die Landesregierung bittet die Bürgerinnen und Bürger eindringlich, auf Feuerwerkskörper zu verzichten.
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Landrat Florian Lorenzen schließt sich dem Appell an: »Böller passen momentan einfach nicht in die Zeit. Wenn jemand durch Feuerwerk verletzt wird und ins Krankenhaus muss, wird das ohnehin belastete Klinikpersonal noch mehr unter Druck gesetzt. Das muss nun wirklich nicht sein.«
Dr. Wolfgang Sappert, der Amtsdirektor des Amtes Südtondern, weist auf die immer noch unter den Wildvögeln grassierende Geflügelpest hin: »Aus diesem Grund sollte auch an den Deichen nicht geknallt werden. Das kann die Tiere aufscheuchen und eine weitere Verbreitung der Tierseuche begünstigen.«
In der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen ist das Knallen ohnehin verboten. Auch das Schießen mit Schreckschusswaffen ist außerhalb befriedeter Grundstücke untersagt.
Auf dem nordfriesischen Festland ordnen alle Amts- und Stadtverwaltungen ein Abbrennverbot für Feuerwerk im Bereich von 200 Metern um Reetdachhäuser herum an.
Einige Gemeinden haben nach Auskunft ihrer örtlichen Ordnungsbehörden verschärfte Abbrennverbote erlassen. So ist Feuerwerk, wie bereits seit Jahren, auch weiterhin auf Sylt und Amrum sowie in St. Peter-Ording vollständig untersagt.
Auf Föhr ist es nur an Stränden und auf Deichen erlaubt – aber auch dort ist ein Sicherheitsabstand von 200 Metern zu Gebäuden einzuhalten. Ausgenommen sind lediglich die Strände im Bereich der Stadt Wyk auf Föhr.
Auf Pellworm ist das Knallen im Umkreis von 300 Metern um reetgedeckte Gebäude herum verboten. Auf den Halligen gilt eine Entfernung von 300 Metern vom Warftfuß.
Zusätzlich setzt der Kreis NF eine Allgemeinverfügung in Kraft, die das Böllern in belebten Straßen untersagt. Dadurch ist es auch in der Husumer Innenstadt verboten, ebenso wie in Niebüll, Leck, Bredstedt, Tönning und Friedrichstadt. Der Husumer Bürgermeister Uwe Schmitz: »Das Prinzip ist ganz einfach zu merken – wo Maskenpflicht herrscht, darf nicht geböllert werden.«
Bei Verstößen gegen Abbrennverbote drohen Geldbußen bis zu 50.000 Euro.
Für Silvesterfeiern gelten die Regeln der Landesverordnung: Es dürfen entweder unbegrenzt viele Personen teilnehmen, die alle aus demselben Haushalt kommen – oder maximal fünf Personen, die aus höchstens zwei Haushalten kommen. Kinder unter 14 Jahren werden nicht mitgezählt. Die Abstands- und Hygieneregeln einschließlich regelmäßigen Lüftens sind auch beim Feiern einzuhalten. Im öffentlichen Raum sind der Ausschank und der Verzehr von alkoholhaltigen Getränken untersagt.
Das wirkt sich auch auf das Rummelpottlaufen aus: Zwar dürfen Angehörige eines Haushalts an der Tür eines anderen Haushalts klingeln. Wird die Tür geöffnet, müssen alle Beteiligten die Abstandsregeln einhalten. Der »Gastgeber« darf zwar – immer mit Abstand – den Kindern etwas zu naschen und den Erwachsenen den traditionellen Schnaps ausgeben, doch muss dieser direkt an der Tür getrunken werden, bevor die Gruppe auf den Bürgersteig, also in den öffentlichen Raum, zurückkehrt.
»Der Rummelpott und das gesellige Drumherum gehören zu unserer Tradition. Obwohl die Regeln uns unter erheblichen Einschränkungen ein Schlupfloch dafür gelassen haben, sollten wir in diesem Jahr verzichten«, empfiehlt Florian Lorenzen. »Die Gemütlichkeit, aber vor allem die Vernunft würden dabei auf der Strecke bleiben. Ich rate allen, diesmal zuhause zu bleiben. Zu Silvester 2021 sieht die Welt hoffentlich wieder ganz anders aus.«
In Nordfriesland ist der Inzidenzwert erneut auf über 70 Infizierte pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen angestiegen. Deshalb hat der Kreis seine Allgemeinverfügung vom 1. Dezember verlängert, die zum Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen an belebteren Orten verpflichtet: Sie gilt nun vorerst bis zum 10. Januar.
Grußwort des Kreises Nordfriesland zum Jahreswechsel
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
werden Sie dem zu Ende gehenden Jahr 2020 eine Träne nachweinen? Auch wenn die meisten nun laut „Nein“ rufen, bot selbst dieses Jahr immer mal wieder Grund zur Freude: Im Oktober fand der erste Spatenstich für den Ausbau der B 5 statt. Für den ersten Bauabschnitt besteht inzwischen Baurecht. Wir setzen den Bürgerentscheid vom Mai 2017 weiter um – im November haben die Bauarbeiten am Husumer Klinikum begonnen. Im Juli haben wir das Rufbussystem überarbeitet und qualitativ wesentlich verbessert. Im März ging unsere Jugendberufsagentur an den Start. Sie berät Jugendliche in der manchmal schwierigen Übergangsphase zwischen Schule und Beruf. Wir konnten auf 15 Jahre kommunale Arbeitsverwaltung zurückblicken: Seit 2005 gibt es die sieben nordfriesischen Sozialzentren, in denen Kommunen und Kreis nach der Devise „Alle Leistungen aus einer Hand“ etliche soziale Leistungen bündeln, um den Bürgerinnen und Bürger und Bürgern lange Wege zu ersparen.
Wäre es nicht schön, wenn unsere Zusammenfassung des Jahres an dieser Stelle enden könnte? Schön wäre es vielleicht, aber nicht ehrlich. Denn natürlich dürfen auch die weniger erfreulichen Ereignisse der letzten Monate nicht verschwiegen werden: Seit November müssen wir uns wieder mit der Eindämmung der Geflügelpest befassen. Sie raffte innerhalb weniger Tage Wildvögel in vierstelliger Anzahl dahin und erreichte dann schnell den ersten Hausgeflügelbestand. Wir hoffen, dass das landesweite Aufstallungsgebot und die penible Befolgung der vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen der Krankheit ein baldiges Ende bereiten.
Wenig Grund zur Freude haben auch die Sylt-Pendler und die auf sie angewiesenen Wirtschaftsbetriebe der Insel: Die Serie von Pleiten, Pech und Pannen auf der Marschbahn reißt nicht ab. Immer wieder mahnen auch wir umgehende Verbesserungen an, aber das Heft des Handelns liegt bei anderen. Sie mühen sich zwar, doch der durchschlagende Erfolg steht noch aus. Wir bleiben dran, denn es ist absolut unerträglich, dass ein so wichtiger Teilbereich der Daseinsvorsorge in einem hochtechnologisierten Land wie Deutschland über etliche Jahre hinweg nicht funktioniert.
Kein Rückblick auf 2020 kommt ohne das Thema aus, das uns seit März beschäftigt wie kein anderes: Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie verwundbar, wie verletzlich wir alle sind und wie leicht unser aller Leben aus dem Tritt geraten kann. Kaum jemand hat ernsthaft mit einer Krankheit gerechnet, die so plötzlich weltweit auftritt und das Potenzial besitzt, weltweit Intensivstationen von Kliniken so zu überlasten, dass Ärztinnen und Ärzte täglich entscheiden müssen, wer an ein Beatmungsgerät angeschlossen wird und für wen die Kapazitäten nicht ausreichen. Bisher ist es Deutschland im Unterschied zu anderen Ländern gelungen, es nicht so weit kommen zu lassen. Sie / Ihre Freunde / wir leisten gemeinsam unseren Beitrag, damit es auch in Zukunft nicht dazu kommt.
Wir sind dem Virus nicht hilflos ausgeliefert, sondern können das Ansteckungsrisiko selbst minimieren, indem wir die AHA+AL-Regeln einhalten. Dass die weitaus meisten von uns sie beherzigen, hat in Nordfriesland zu einer Ansteckungsrate geführt, die zurzeit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Für Ihren persönlichen Beitrag zu diesem Erfolg danken wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ganz herzlich.
Ein großer Dank gebührt auch den vielen, die in der Krise teils Übermenschliches geleistet haben – in der Pflege, in den Kliniken und Arztpraxen, in den Seniorenheimen, in den Gesundheitsämtern, im Einzelhandel, in den Schulen, Kitas und vielen anderen Bereichen: Sie alle haben bewiesen, dass unsere Gesellschaft auch unter Druck zusammenhält. Dazu gehört ebenso, dass die Bundeswehr, das Robert-Koch-Institut und der Medizinische Dienst der Krankenkassen die überstrapazierten Gesundheitsämter vielerorts mit eigenem Personal unterstützen. Glücklicherweise zeichnet sich ein Silberstreif am Horizont ab: Die bald auf den Markt kommenden Impfstoffe machen uns allen Hoffnung.
Doch wollen wir einfach nur zu unserem alten Leben zurück? Sollte unser Ziel nicht eher ein bewussteres Leben und ein bewussterer Umgang miteinander sein? Die Krise hat uns gelehrt, dass wir Kontakte zu anderen Menschen nicht als selbstverständlich ansehen dürfen. Sie hat uns die Bedeutung unserer Kitas und Schulen verdeutlicht, die weit über die Aufgaben der Wissensvermittlung hinausgehen. Sie hat dazu geführt, dass viele den Pflegekräften mit mehr Respekt und Wertschätzung entgegentreten. Sie hat uns gezeigt, wie wichtig die Gastronomie und der Einzelhandel vor Ort für uns alle sind.
Die Krise hat uns zudem klargemacht, dass es nicht erstrebenswert ist, immer neue Superlative erreichen zu wollen: Das Motto „höher, schneller, weiter“ mag im Sport noch seine Berechtigung haben, aber seine Verwendung in anderen Zusammenhängen gehört ins vergangene Jahrhundert. Und sie hat uns einmal mehr die Augen dafür geöffnet, wie schön wir es hier bei uns im Land zwischen den Meeren haben – und wie dankbar wir allein dafür sein können, wenn wir das Glück haben, gesund zu sein.
Das sind Lektionen, die wir im Gedächtnis bewahren sollten, wenn die Corona-Krise im nächsten Jahr hoffentlich überwunden ist. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen ein einen guten Rutsch in ein neues Jahr, das mit größter Sicherheit besser sein wird als das vergangene.
Manfred Uekermann, Kreispräsident
Florian Lorenzen, Landrat