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Nordfriesland: Mit Hilfestellung werden aus Geflüchteten motivierte Mitarbeiter

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Wie ermöglichen nordfriesische Firmen geflüchteten Menschen einen beruflichen Einstieg durch Praktikum oder Ausbildung? Welche Schwierigkeiten mussten und müssen bewältigt werden? Worin liegt der Gewinn für einen Betrieb, einen Menschen mit geringen Deutschkenntnissen und anderem kulturellen Hintergrund zu beschäftigen? Die Wirtschaftsförderung Nordfriesland hatte zusammen mit der Beruflichen Schule des Kreises Nordfriesland in Husum im Rahmen des Arbeitskreises „Fachkräfte gewinnen und halten“ zu diesem Thema eingeladen. Nach einem Rundgang durch das Schulzentrum mit seinen verschiedenen Werkstätten, in denen auch die Schüler mit Migrations- oder Flüchtlingshintergrund berufliche Orientierung finden können, berichteten zwei Unternehmen der Region über ihre Erfahrungen.

Foto: wfg / D. Jensen

Für Friseurmeister Andreas Gasko steht fest: „Meine Auszubildende aus Afghanistan ist ein großer Gewinn für unseren Salon und es ist toll, wie aufmerksam und motiviert die junge Frau ist.“ Im Frühsommer hat der Husumer Ausbilder zwei junge geflüchtete Frauen für eine sechswöchige Praktikumszeit in seinen Betrieb eingeladen. Am Ende stand fest, dass eine von ihnen eine Ausbildung machen möchte. Für Fahime, die mit ihrer Familie in Nordfriesland lebt, ist die größte Herausforderung der Erwerb der deutschen Sprache. Da sie aus einem so genannten sicheren Herkunftsland stammt, ist ihr der Weg in die regulären Deutschkurse und -klassen versperrt. Andreas Gasko fand heraus, dass an der bei der Kreishandwerkerschaft Nordfriesland-Nord in Niebüll samstags Deutschunterricht für Flüchtlinge in Ausbildung erteilt wird. Er finanziert nicht nur die Fahrkarte, sondern geht mit der jungen Afghanin wöchentlich die Aufgaben der Berufsschule durch, erklärt die Inhalte und nimmt sich im Betrieb viel Zeit für die Vermittlung der Friseurtechniken.

Auch die Zimmerei Holger Tammen aus Tönning hat einen Ausbildungsvertrag mit einem jungen Mann aus Syrien geschlossen. Gesche Hörnke, engagierte Mitarbeiterin des Betriebes, berichtete über die sprachlichen Schwierigkeiten, die im Berufsschulalltag lauern. „Die Fragen im Unterricht sind zu verschachtelt und kompliziert formuliert. Wenn dort mit einfacher strukturierten Sätzen gearbeitet würde, wäre es für unseren Auszubildenden viel einfacher den Sinn zu verstehen. Inhaltlich ist die Lösung der Aufgaben kein Problem für ihn.“

Dieser Hinweis fand Gehör bei den anwesenden Lehrkräften der Beruflichen Schule. Die Berufsschule betreut zur Zeit beruflich und sprachlich 120 Migranten und Flüchtlinge im Alter von 16 bis 18 Jahren. Da auch eine persönliche Hilfestellung neben der Schulenotwendig ist, hat Schulleiter Michael Kwauka mit Monika Hoffmann seit kurzem eine sozialpädagogische Assistentin in seinem Team. „Ich unterstütze die Schüler bei dem Schritt in die Ausbildung. Ob Vermittlung eines Praktikumsplatzes oder Aufnahme in unseren Unterricht, ich helfe dabei, dass die Jugendlichen schneller ihren Weg finden.“ Vom Kreismitarbeiter Lars Treptow, Projekt „Ankommen – Perspektive Job“, erhielten die zahlreichen Teilnehmer weitere Hinweise und Informationsmaterial. Er ist Ansprechpartner für interessierte regionale Betriebe und vermittelt Migranten und geflüchtete Menschen in Praktika, Ausbildung und Beruf.



Dass ihre Auszubildenden aufgrund der sprachlichen Schwierigkeiten länger die Schulbank drücken müssen, ist beiden Ausbildungsbetrieben bewusst. Auch investieren Ausbilder und Mitarbeiter viel private Zeit, um ihre jungen Kollegen zu unterstützen. „Ich gewinne eine sehr lernwillige Mitarbeiterin, die aufmerksam und zuvorkommend ist. Sie sieht, was zu tun ist, und setzt dies eigenständig und beflissen um. Die Kunden sind erfreut und offen gegenüber Fahime“, berichtet Andreas Gasko. Gesche Hörnke kann dies nur bestätigen: „Solch ein motivierter Mitarbeiter ist ein echter Glücksfall. Unser syrischer Auszubildender ist so wissbegierig, dass wir ihn sogar manchmal stoppen müssen, sonst würde er nur noch lernen“, sagte sie schmunzelnd. „Dass es sich bei diesen positiven Erfahrungen nicht um Einzelfälle handelt, spiegelte die Diskussion unserer Teilnehmer wieder“, so Dagmar Jensen von der Wirtschaftsförderung Nordfriesland. „Die jungen Menschen sind wissbegierig und setzen sich voll ein, um hier nicht nur beruflich eine Zukunft zu finden.“

Unternehmen, die Fragen zu Praktikums- oder Ausbildungsplätzen für Migranten oder Geflüchtete haben, können sich an Lars Treptow (Tel.: 04841 67-159, E-Mail: lars.treptow@nordfriesland.de) oder an Monika Hoffmann (Tel.: 0160 6078546, E-Mail: hom@bs-husum.de) wenden. Mitarbeiter der Kammern und die Agentur für Arbeit können interessierte Unternehmen ebenfalls unterstützen. Bei Fragen zum Arbeitskreis gibt Dagmar Jensen Auskunft (Tel.: 04841 6685-24, E-Mail: d.jensen@wfg-nf.de).

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