Wollen kleinere Gemeinden auch im demographischen Wandel zukunftsfähig bleiben, müssen sie eng mit ihren Nachbargemeinden zusammenarbeiten. „Daran führt kein Weg vorbei. Jetzt ist es uns gelungen, Bundesmittel einzuwerben, um Kooperationsprozesse vor Ort zu fördern“, freut sich Landrat Dieter Harrsen. Allerdings reicht das Geld nicht für alle nordfriesischen Orte. Deshalb lobt die Husumer Kreisverwaltung einen Wettbewerb aus: So sollen fünf Kooperationsräume ausgewählt werden, die anschließend 18 Monate lang von externen Fachleuten begleitet werden. Die zentrale Frage dabei lautet: Wie können die Versorgung und die Mobilität der Bevölkerung in ländlichen Räumen langfristig gesichert werden?
Foto: Mario De Mattia (Tönning)
Um dies zu erreichen, sollen Experten von außerhalb zusammen mit den Beteiligten aus den Gemeinden die regional jeweils wichtigsten Themen herausarbeiten, Projekte entwickeln, Mitstreiter gewinnen und Informationsveranstaltungen, Entscheidungsgremien sowie Arbeitsgruppen organisieren. Die Unterstützung der Suche nach passenden Fördermitteln gehört ebenfalls dazu.
„Wir brauchen diese Fachleute aber auch in der Funktion eines neutralen Dritten, denn in den Verhandlungen wird es unausweichlich Konflikte und Befindlichkeiten geben. Solche Situationen können am besten durch eine neutrale Gesprächsleitung und Impulse von außen entschärft werden“, erwartet der Landrat.
Der Leiter des Fachbereiches Kreisentwicklung, Bauen, Umwelt und Kultur im Husumer Kreishaus, Burkhard Jansen, unterstreicht, dass alle Beteiligten sich an den Interessen der Bürger und nicht an den Gemeindegrenzen orientieren müssen. „Wenn die Versorgungsangebote in den Gemeinden und deren Erreichbarkeit aufeinander abgestimmt und optimiert werden sollen, wird es sowohl Gewinner als auch Verlierer geben. Wenn wir aber nicht in diese Richtung gehen, verlieren alle außer den größten zentralen Orten“, ist Jansen klar.
Schon seit Jahren empfiehlt der Kreis allen Gemeinden im ländlichen Raum, sich mit ihren Nachbarn zu Kooperationsräumen zusammenzuschließen und Versorgungszentren zu bilden, die alle wichtigen Infrastrukturen der Daseinsvorsorge bündeln und von den Nachbargemeinden aus in wenigen Minuten erreichbar sind. Durch diese Standortkonzentration ist auch eine kostengünstigere Mobilitätserschließung möglich.
Dieter Harrsen betont, dass Bund, Land und Kreis die Verlagerung der Infrastruktur weder vorgeben wollen noch können. Zum einen liege die Planungshoheit bei den Gemeinden. Zum anderen entscheiden private Unternehmen selbst über ihren Standort. Doch das Beispiel des Kooperationsraumes Mittleres Eiderstedt – der bisher einzige in Nordfriesland – zeige, welche Entwicklungen innerhalb weniger Jahre eingeleitet werden könnten. Auf der Halbinsel arbeiten neun Gemeinden seit fünf Jahren rund um das Versorgungszentrum Garding zusammen, unterstützt durch ein professionelles Coaching von außen. „Die Beteiligten haben Fördermittel eingeworben, Personal für die Kooperation eingestellt und zahlreiche Projekte angestoßen, von denen alle profitieren – eine Bilanz, die sich sehen lassen kann“, lobt der Landrat.
Um den Gemeinden den geplanten Wettbewerb vorzustellen, organisiert die Kreisverwaltung vier Informationsveranstaltungen in Niebüll, Bredstedt, Immenstedt und Husum. Dort werden auch der Zeitplan zur Einführung des Rufbusses und die Erfahrungen des Eiderstedter Kooperationsraumes vorgestellt.
Dieter Harrsen und Burkhard Jansen hoffen auf viele Teilnehmer etwa aus den Reihen der Kommunalpolitik, aber auch von Vereinsvorständen und Unternehmern. Interessierte Regionen können ihre Bewerbung als Kooperationsraum dann bis zum Mai einreichen. Die Auswahl der fünf Gewinner trifft ein neutrales externes Gremium.
Hier finden die Informationsveranstaltungen des Kreises statt:
25. Februar, 19 Uhr: Amt Südtondern, Niebüll, Marktstraße 12;
28. Februar, 18 Uhr: Landwirtschaftsschule Bredstedt, Theodor-Storm-Straße 2 (für das Amt Mittleres Nordfriesland);
4. März, 17 Uhr: Kreishaus Husum, Marktstraße 6 (für die Ämter Nordsee-Treene und Eiderstedt);
5. März, 19 Uhr: Landgasthof Immenstedt-Kiel, Hauptstraße 54 (für das Amt Viöl).
Anmeldungen für die Veranstaltungen nimmt Jörg Stühling in der Kreisverwaltung unter Tel. 04841 67-630 oder per E-Mail unter joerg.stuehling@nordfriesland.de entgegen.