Große Kunst in kleinen Häusern erlebt man bei der Friedrichstädter Kulturnacht. Gemälde und Skulpturen, Schmuck und Kunstgewerbe, Lyrik und Musik unter Giebeldächern, in Galerien, im Rathaus und im Stadtmuseum „Alte Münze“, dazwischen kleine Spaziergänge über Brücken und Kopfsteinpflaster.
Immer am letzten Sonnabend im August, in diesem Jahr am 26.08.2017, organisieren die Friedrichstädter Künstler und Kulturschaffenden dieses kleine Sommerfest, das um 18 Uhr mit einer Eröffnungsrede in der ehemaligen Synagoge beginnt und, wenn man mag, um Mitternacht mit Wein und anregenden Gesprächen in einer zur Galerie umfunktionierten Wohnstube enden kann.
Foto: Clorius
Gespräche zwischen Gemälden ergeben sich während der Friedrichstädter Kulturnacht, hier zwischen den Künstlern Regina Kluth (links) und Thomas Freund (rechts). Foto: Clorius
Friedrichstadt im schleswig-holsteinischen Kreis Nordfriesland ist ein Stadtdenkmal und mit seinem Ensemble aus strahlend weißen und gelben Giebelhäusern im Stil des niederländischen Barock auch ohne Kulturnacht einen Ausflug wert. Herzog Friedrich von Schleswig-Gottorf schenkte das nasse Stück Land zwischen den Flüssen Eider und Treene im 17. Jahrhundert niederländischen Glaubensflüchtlingen, den Remonstranten – nicht ganz uneigennützig: Sie sollten eine Handelssiedlung gründen.
Die fleißigen Niederländer machten sich daran, das Land mit Hilfe vieler Gräben trocken zu legen. Sie geben Friedrichstadt bis heute den Flair eines Klein-Amsterdam. Jüdische, mennonitische und weitere Siedler mit vielfältigen Glaubensrichtungen zogen ebenfalls nach Friedrichstadt. Die gelebte Vielfalt konnte leider nicht verhindern, dass auch hier die Synagoge 1933 zerstört wurde. In den Jahren 2000 bis 2003 wurde sie renoviert und ist nun eine Kulturund Gedenkstätte, in der die Eröffnung der Friedrichstädter Kulturnacht stattfindet. In diesem Jahr hält der Dieter Staacken die Eröffnungsrede. Der Gardinger Künstler wurde im Jahr 2016 für seine besonderen Verdienste um die Kunst- und Kulturszene auf Eiderstedt mit dem Hans-Momsen- Preis ausgezeichnet.
Friedrichstadt hat sich zu einer Künstlerkolonie entwickelt. Zwei Künstlerinnen, die während der Kulturnacht ihre Werke zeigen, haben sich erst im vergangenen Jahr aufgrund der Empfehlung von Kollegen hier angesiedelt. An der Kulturnacht nehmen rund 25 Galerien, Werkstätten, Läden, öffentliche und private Häuser teil. Beim Betreten des ersten Kulturpunktes erwirbt man ein Armband, das auch den Besuch aller weiteren Kulturnacht-Stationen erlaubt. Das Armband kostet 8, im Vorverkauf 6 Euro.
Weitere Informationen unter www.kulturnacht.sh.