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Wattenmeer – Meeresspiegel steigt ungleichmäßig

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Wie steigt der Meeresspiegel an der Nordseeküste? Ein Anstieg im mittleren Meeresspiegel sollte sich gleichermaßen in der gesamten Tidekurve abbilden. Tut er aber nicht. Das belegen Messwerte und die Wissenschaft kennt die Gründe. Allerdings nicht alle, denn die Messung und Interpretation der vorhandenen Daten ist keineswegs trivial, wie Professor Jürgen Jensen beim 8. Hydrologischen Gespräch des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.SH) und des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) im Husumer Nissenhaus Fachleuten von Universitäten und norddeutschen Experten der Wasserwirtschaftsverwaltung erläuterte.

Das anliegende Foto zeigt eine Luftaufnahme des Wattenmeers. Noch halten sich Erosion und Sedimentation dort die Waage. Das Bild kann in Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung gern verwendet werden (Foto: Martin Stock/LKN.SH).

„An 13 Stationen der Deutschen Bucht ist der mittlere Meeresspiegel seit 1955 um rund 10 Zentimeter gestiegen. Das verlief aber nicht einheitlich. Das mittlere Hochwasser ist um 16 Zentimeter gestiegen, das mittlere Niedrigwasser ist an einigen Stellen um bis zu 17 Zentimeter gefallen, an anderen Orten um etwa 7 Zentimeter gestiegen. Der mittlere Tidenhub stieg, je nach Station, um 7 bis 36 Zentimeter an. „Dabei gibt es kaum regionale Muster“, erläuterte Professor Jensen vom Forschungsinstitut Wasser und Umwelt der Universität Siegen. Ob küstenbauliche Maßnahmen dies erklären, sei noch zu untersuchen.

Weitere Faktoren, wie großräumige Landsenkungen, kleinräumige Unterschiede der Erdanziehungskräfte oder Veränderungen von Windsystemen oder Ozeanzirkulation beeinflussen die Wasserstände und machen nicht nur Vorhersagen, sondern bereits die Interpretation vorhandener Daten hoch komplex.



Die Zunahme des Tidenhubs hat eine Zunahme der Ebb- und Flutstromgeschwindigkeiten zur Folge und beeinflusst damit Erosions- und Sedimentationsprozesse im Wattenmeer. Dr. Jacobus Hofstede vom Kieler Umweltministerium erläuterte in seinem Vortrag die gemeinsam vom Küsten- und Naturschutz erarbeitete Wattenmeerstrategie 2100. Sie zielt darauf ab, das Wattenmeer durch kluges Sedimentmanagement als Lebensraum für Natur und Mensch dauerhaft zu erhalten. Da die Wattflächen voraussichtlich langsamer aufwachsen als der Meeresspiegel steigt, könnte es andernfalls schlicht ertrinken. Das würde sehr langsam ablaufen, möglicherweise mehrere Jahrhunderte andauern. Deshalb ist genug Zeit für die Planung von Gegenmaßnahmen.

Weitere Themen, die bei der Tagung diskutiert wurden, waren modellgestützte Untersuchungen zu Wasserbewirtschaftung der Flüsse Steinau und Miele und zur Umsetzung von Maßnahmen der EU Wasserrahmenrichtlinie sowie das Sturmflutgeschehen an der Ostseeküste und die Entwicklung eines sensor- und risikobasierten Frühwarnsystems für Seedeiche.

In dem auf Einladung des LKN.SH und des LLUR jährlich stattfindenden Hydrologischen Gespräch werden Projekte mit Beteiligungen des Landes zu Themen mit Bezug zum Wasserkreislauf, der Gewässerkunde und -bewirtschaftung einem Fachpublikum vorgestellt und diskutiert. Am 3. Juni fand das 8. Hydrologische Gespräch erstmals in Husum statt. Mit 106 Teilnehmern von Verbänden, Bundes- und Landesbehörden, Universitäten und Ingenieurbüros gab es einen Teilnehmerrekord.

Die Vorträge stehen in Kürze im Landesportal unter www.llur.schleswig-holstein.de zum Download zur Verfügung.

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