Werbung



Zukunft trifft Geschichte: Stiftung Nordfriesland übernimmt historischen Vierseithof

Add to Flipboard Magazine.
NF-Magazine
Rate this post

Der im letzten Jahr verstorbene Ingenieur Klaus Jurisch hat der Stiftung Nordfriesland den historischen Lundenberghof im Herzen der Gemeinde Hattstedtermarsch vererbt. Vorangegangen waren persönliche Gespräche zwischen Klaus Jurisch und Burkhard Jansen, dem Leiter des Fachbereiches Kreisentwicklung, Bauen, Umwelt und Kultur der Verwaltung, sowie Johanna Jürgensen als Direktorin der Stiftung Nordfriesland, in denen die Möglichkeit einer Übernahme durch die gemeinnützige Stiftung diskutiert worden war.

 

Damit obliegt dem Kreis Nordfriesland und seiner im Schloss vor Husum angesiedelten Kulturstiftung die Bewahrung des jahrhundertealten, traditionsreichen Gebäudes. „Natürlich lassen wir es nicht leerstehen. Unser Kreistag hat ein Nutzungskonzept beschlossen, das Tradition, Kultur und Nachhaltigkeit vereint“, erläutert Landrat Florian Lorenzen.

 

Ein Bauernhof mit Geschichte

Der Hof stammt im Kern aus dem 18. Jahrhundert und war einst Sitz der einflussreichen Familie Iversen/Ingwersen-Schmidt, die insgesamt vier Deichgrafen stellte. Er diente Theodor Storm als Vorbild für die Novelle „Der Schimmelreiter“.

 

Historische Details wie kunstvolle Schnitzarbeiten von 1775, Alkoven und frühere Wandfassungen zeugen von der Bedeutung des Gebäudes. Zum Anwesen gehören 8,6 Hektar Acker- und Grünland sowie eine landwirtschaftliche Halle.

 

„Mit diesem Erbe stehen wir vor einer großen Verantwortung und einer noch größeren Chance. Wir wollen den Hof als Denkmal bewahren und ihn gleichzeitig zu einem lebendigen Ort für die Menschen in der Region machen,“ betont Florian Lorenzen.

 

„Unser Ziel ist es, die Zugänglichkeit zu verbessern, Kultur und Wissen zu vermitteln und hier die Herausforderungen der Zukunft aufzugreifen – von Klimaanpassung bis zu nachhaltiger Landwirtschaft“, ergänzt Franziska von Rymon-Lipinski. Die Diplom-Geografin leitet den Fachdienst „Klimaschutz und nachhaltige Raumentwicklung“ der Kreisverwaltung. Sie hat mit Beteiligung vieler Akteure ein Konzept entwickelt, das den historischen Wert des Anwesens bewahrt und gleichzeitig Raum für moderne Nutzungen schafft.

 

Dabei denkt sie an drei wesentliche Aspekte: Zum einen soll im Lundenberghof ein Kulturzentrum entstehen. Dort können etwa Veranstaltungen wie Hochzeiten, Trauerfeiern, Konzerte und Seminare stattfinden, unterstützt durch moderne Versorgungsräume. Dabei würde der Kreis sich eng mit der Gemeinde Hattstedtermarsch abstimmen, deren eigenes Veranstaltungshaus sich nur eineinhalb Kilometer entfernt befindet.

 

Zum zweiten hat eine in Gründung befindliche landwirtschaftliche Genossenschaft Interesse angemeldet: Sie möchte auf einem Teil der Ländereien regionale und saisonale Produkte anbauen und vermarkten, um das Bewusstsein für eine nachhaltige Landwirtschaft zu stärken. Zusätzlich würde sie gern einige Räume des Hauses als Lager anmietenund auch mit eigenen Veranstaltungen den Lundenberghof zu einem Ort des Austausches und der Gemeinschaft entwickeln.

 

Die dritte Nutzungsidee geht in Richtung Bildung und Klimaanpassung. „Ein Träger entsprechender Maßnahmen könnte hier, inmitten der alten Kulturlandschaft, sehr attraktive Büroräume bekommen. Alternativ kämen sie auch für die geplante Entwicklungs- und Erschließungsgesellschaft des Kreises in Betracht“, sagt Franziska von Rymon-Lipinski.

 

Erforderliche Investitionen und Perspektiven

Zuletzt wurde das Anwesen zu Wohnzwecken und als Büroraum genutzt. Die ausgedehnten, zum Teil historischen Stallungen dienten zuletzt als Lagerplatz für Baumaterial. Die geplante Umnutzung erfordert umfassende Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen. Dazu zählen unter anderem die Modernisierung von Küche und Sanitärräumen, der Einbau barrierefreier Toiletten und die Umgestaltung von Ställen und Werkstätten. Auch der Brandschutz wird eine wichtige Rolle spielen. Im Außenbereich müssen Parkplätze geschaffen werden.

 

Geplante Einnahmen aus Veranstaltungen, Pachteinnahmen und Vermietungen sollen helfen, das Projekt langfristig zu tragen. Fördermittel der AktivRegion können beantragt werden, und Erträge aus dem Verkauf von Baumaterialien und Möbeln sollen die Finanzierung ergänzen.

 

„Mit diesem Erbe wollen wir einen Ort schaffen, an dem Geschichte lebendig wird und Fragen unserer Zeit weitergedacht werden können“, fasst Landrat Florian Lorenzen zusammen. „Einen solchen Ort zu schaffen, braucht Willen und Zeit. Beides haben wir.“

 

Doch noch ist das Konzept nur eine – wenn auch relativ konkrete – Sammlung von Ideen. Der nordfriesische Kreistag hat es in seiner Sitzung am 13. Dezember 2024 beschlossen und die Verwaltung beauftragt, alle vor der Umsetzung erforderlichen Prüfungen vorzunehmen. Dazu gehören eine Kostenschätzung und Gespräche mit Fördermittelgebern sowie mit denkbaren Partnern und Mietern. Über die Zwischenergebnisse soll fortlaufend im Kuratorium der Stiftung Nordfriesland sowie im Finanz- und Bauausschuss berichtet werden.

Nächster Beitrag

Erfolgreicher Abschluss des Projekts „Rettungs-Einsatz-Fahrzeug“ in Nordfriesland

Eines steht fest: Das Rettungs-Einsatz-Fahrzeug (REF) kann eine Lösung für eine schnelle medizinische Hilfe im Kreisgebiet sein und die Notfallversorgung in der Region nachhaltig verbessern. Vier Jahre lang wurde das REF als Einsatzmittel im Rettungsdienst Nordfriesland getestet – wissenschaftlich begleitet vom Institut für Rettungs- und Notfallmedizin (IRuN) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. […]
Copyright All right reserved With Love Theme: Seek by ThemeInWP