(CIS-intern) – Das Wattenmeer ist bei Tourist*innen und Erholungssuchenden sehr beliebt. Doch was motiviert ihren Besuch, welche Rolle spielt dabei der Schutzstatus, und was tragen sie durch ihre Ausgaben zur Wertschöpfung bei? Im Auftrag der Nationalparkstiftung Schleswig-Holstein befragte die Julius-Maximilians-Universität Würzburg 2021/22 21.583 Gäste des Nationalparks und Biosphärenreservats Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Heute präsentierte der wissenschaftliche Kopf hinter der Studie Prof. Dr. Hubert Job mit seiner Mitarbeiterin Sarah Bittlingmaier die Ergebnisse im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum.
„Für 18,2 Prozent aller Gäste spielt der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer bei der Reisemotivation eine große bis sehr große Rolle, die Region zu besuchen“, fasste Prof. Dr. Hubert Job von der Uni Würzburg eines der Ergebnisse seiner Studie zusammen.
2.583 lange Interviews und 19.000 Blitzinterviews
An 16 Terminen ab Juni 2021 hatten seine Studierenden innerhalb eines Jahrs auf den Inseln, Halligen und entlang der Festlandsküste Tourist*innen befragt. In 2.583 langen Interviews und 19.000 Blitzinterviews fanden sie heraus, dass die Zahl der Nationalparktourist*innen im engeren Sinne wächst. Denn 2012/13, beim ersten Monitoring dieser Art, hatte Prof. Job noch 17,1 Prozent ermittelt. „Wenn nun der Nationalpark fast jeden zweiten hiesigen Gast zur Reise ans Schleswig-Holsteinische Wattenmeer motiviert hat, belegt dies die erfolgreiche Markenkommunikation der Nationalparkverwaltung, die in einer gesteigerten Wertschätzung gegenüber dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer resultiert“, attestiert Prof. Job.
15 Prozent mehr Besuchstage
Mehr als 21,4 Millionen Besuchstage ermittelte das Team der Uni Würzburg innerhalb eines Jahres für die Nationalparkregion – ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zu den Ergebnissen von 2012/13. Besuchstage sind dabei nicht mit der Anzahl der Gäste gleichzusetzen. Vielmehr berücksichtigt die Zahl Übernachtungsgäste, die mit ihren Tagen vor Ort zu Buche schlagen, sowie Tagesgäste. 76,3 Prozent der Besuchstage entfallen auf Übernachtungs- und 23,7 Prozent auf Tagesgäste. Das ist insofern besonders interessant, als dass die beiden verschiedenen Gästetypen unterschiedlich viel Geld in der Region ausgeben. Im Durchschnitt gibt eine Person, die nur einen Tag den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer besucht, 31 Euro aus. Tourist*innen, die über Nacht bleiben, geben 90,40 Euro pro Tag aus – gehören sie zu den Nationalparktourist*innen im engeren Sinn, sind es sogar nochmals 10 Euro pro Tag mehr.
5.444 Arbeitsplätze durch den Nationalpark
Von den 826 Millionen Euro, die alle Gäste zusammen als reinen ökonomischen Mehrwert in die Nationalparkregion bringen, entfallen 155 Millionen Euro auf die 18,2 Prozent Nationalparktourist*innen im engeren Sinne. Das ist die Gruppe, für die der Nationalpark oder das Weltnaturerbe eine entscheidende Rolle gespielt hat, das Wattenmeer zu besuchen. „Rechnerisch können damit 5.444 Personen von den touristischen Ausgaben der Nationalparktourist*innen im engeren Sinn leben“, erklärt Doktorandin Sarah Bittlingmaier. Das sind 38,4 Prozent mehr als 2012/13. Das Personal der Verwaltung und der im Schutzgebietsmanagement Tätigen ist in diesen Zahlen nicht eingerechnet.
Naturschutz stärkt regionalökonomische Entwicklung
Das Fazit von Prof. Job, der in seinen Studien bereits seit 2001 Deutschlands Nationalparke und Biosphärenreservate sozioökonomisch unter die Lupe nimmt, ist klar: „Der Schutz der Natur schließt eine ökonomische Entwicklung der Region nicht aus, sondern kann durch den Tourismus gestärkt werden.“
Michael Kruse, Leiter des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, sieht das genauso: „Nur durch den Schutz des Wattenmeers bleibt die Ursprünglichkeit und Schönheit der hiesigen Natur erhalten – das Sehnsuchtsziel unserer Gäste. Gemeinsam mit unseren Partnern, den Touristiker*innen und Kommunen arbeiten wir daran, das Wattenmeer auch als nachhaltigen Urlaubsort zu gestalten.“ Er dankte Prof. Job und der Nationalparkstiftung, die die aktuelle Studie mit gut 100.000 Euro gefördert hat, um die Daten zur Relevanz des naturnahen und landschaftsbezogenen Tourismus erheben zu lassen.
Hintergrund:
Als „Nationalparktourist*innen im engeren Sinne“ gelten Gäste, für die der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer bei ihrer Reisemotivation eine große bis sehr große Rolle gespielt hat, die Region zu besuchen.
Besuchstage sind nicht mit der Anzahl der Gäste gleichzusetzen. Vielmehr berücksichtigt die Zahl Übernachtungsgäste, die mit ihren Tagen vor Ort zu Buche schlagen, sowie Tagesgäste. Einbezogen sind in der Zahl der Besuchstage alle Gäste – nicht nur die Nationalparktourist*innen im engeren Sinne.
Foto: © Martin Stock / LKN.SH