(CIS-intern) – Küstenschutz im Zeichen des Klimawandels: Umweltminister Albrecht stellt den neuen Generalplan Küstenschutz auf Nordstrand vor
Grafik Screenshot: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung
„Als Land zwischen den Meeren stehen wir in Zeiten des Klimawandels vor gewaltigen Herausforderungen. Mit dem neuen Generalplan Küstenschutz schaffen wir die Grundlage dafür, dass die Menschen an den Küsten auch in den nächsten Jahrzehnten in Sicherheit leben können.“
KIEL. Am 16. Februar jährt sich die Sturmflut auf Hamburg und Norddeutschland zum sechzigsten Mal. Dabei sind Küsten- und Hochwasserschutz in Schleswig-Holstein angesichts des erwarteten Anstieges des Meeresspiegels und stärkerer Sturmfluten heute relevanter denn je. „Als Land zwischen den Meeren mit einer Küstenlinie von 1100 km stehen wir in Zeiten des verschärften Klimawandels vor besonderen Herausforderungen“, so Umweltminister Jan Philipp Albrecht: „Mit dem neuen Generalplan Küstenschutz schaffen wir die Grundlage dafür, dass die Menschen an den Küsten auch in den nächsten Jahrzehnten in Sicherheit leben können.“
Etwa ein Viertel der Landesfläche Schleswig-Holsteins ist potenziell durch Sturmfluten gefährdet. Mehr als 330.000 Menschen leben in überflutungsgefährdeten Landesteilen. Betroffen sind zudem rund 60 Milliarden Euro an Sachwerten.
Vor diesem Hintergrund hat Minister Albrecht heute auf Nordstrand den neuen Generalplan Küstenschutz vorgestellt, der vom Kabinett am 1. Februar beschlossen worden war. Schwerpunkt des Plans ist die nachhaltige Anpassung an den Klimawandel und seine Folgen. Gründe für die Fortschreibung des Generalplans sind neue Erkenntnisse zum künftigen Meeresspiegelanstieg, das Warftverstärkungs- und Entwicklungsprogramm der Landesregierung und die regelmäßig stattfindenden Überprüfungen der Deichsicherheit.
Ein strategischer Schwerpunkt des Küstenschutzes in den kommenden Jahren liegt in der Erstellung der Gesamtstrategie „Entwicklung Ostseeküste 2100“. Ziel dieser gemeinsam vom Küstenschutz, Naturschutz und Tourismus bis Ende 2024 zu entwickelnden Strategie ist eine Ostseeküste, die nachhaltig und langfristig an die Folgen des Klimawandels angepasst ist. Dies soll durch nachhaltige Schutzmaßnahmen und klimaangepasste Nutzungen gelingen. „Gerade an der Ostseeküste sind nachhaltige Nutzungsformen von großer Bedeutung, da hier Sandersatzmaßnahmen wie vor Sylt nicht möglich sind“, so Albrecht.
Aus diesem Grund nimmt der Generalplan mögliche Synergien durch die Nutzung von Ökosystemleistungen verstärkt in den Blick. Beispiele hierfür sind die Steilufer an der Ostseeküste und die Salzwiesen im Wattenmeer. Der an Steilufern bei Sturmfluten freigesetzte Sand stabilisiert die Strände, während vorgelagerte Salzwiesen die Wellenbelastungen auf den Deichen bei Sturmfluten reduzieren. Beide Leistungen erhalten ihre Wirkung auch bei einem beschleunigten Meeresspiegelanstieg. Steilufer sollen deshalb künftig von Sicherungsbauwerken freigehalten werden.
Zudem behält die Fortführung des Deichverstärkungsprogrammes seine herausragende Bedeutung. 74 km Landesschutzdeiche sollen zu „Klimadeichen“ umgebaut werden. Deiche, die nach diesem Konzept verstärkt werden, sind nach derzeitigen Kenntnisstand bis in das nächste Jahrhundert sicher, auch wenn sich die ungünstigste IPCC-Projektion zum künftigen Meeresspiegelanstieg einstellt. Die neuen Klimadeiche werden hierfür nicht nur höher, sondern vor allem breiter und flacher als ihre Vorgänger. Denn steile Wände können Sturmwellen aufgrund des starken Aufpralls nicht lange standhalten. Zudem beinhalten die Deiche eine Baureserve. Sie können zukünftig, falls nötig, weiter ertüchtigt werden.
Für den 74 km langen Ausbau werden aktuell 360 Millionen Euro veranschlagt. Die finanziellen Bedarfe werden aus Mitteln des Landes, des Bundes und der EU gedeckt. „Es handelt sich um eine existenzielle Investition in die Sicherheit unseres Landes und unserer Bürgerinnen und Bürger“, so Albrecht: „Solche Ausgaben sind ein echter Kraftakt für ein Land wie Schleswig-Holstein.“ Weitere Schwerpunkte des Generalplans sind – neben der Unterhaltung der Küstenschutzanlagen – die Sandersatzmaßnahmen vor Inseln und die Warftverstärkungen auf den Halligen.
„Mit dem neuen Generalplan Küstenschutz schaffen wir in Zeiten des Klimawandels eine langfristige Grundlage für Wohnen und Wirtschaften in den Küstenniederungen und an den Küsten Schleswig-Holsteins. Damit übernehmen wir Verantwortung auch für künftige Generationen, die nicht für den menschengemachten Klimawandel verantwortlich sind,“ so Jan Philipp Albrecht.
Vor Ort informierte sich der Minister unter anderem über die Küstenschutzmaßnahmen auf Nordstrand. Von 2013 und 2016 entstand dort einer der ersten Klimadeiche Europas. Hierfür wurde der Landschutzdeich „Alter Koog“ über 2,5 km zu einem Klimadeich ausgebaut. Dazu wurde dieser um etwa 0,7 m erhöht und die Deichkrone um 2,5 m verbreitert. Bei einer gemeinsamen Begehung erläuterte die Direktorin des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) Birgit Matelski die Einzelheiten des technisch anspruchsvollen Bauwerks.
Informationen dazu:
220207 PI Generalplan Küstenschutz
Handout Präsentation Generalplan Küstenschutz
Verantwortlich für diesen Pressetext: Patrick Tiede, Jonas Hippel, Christina Lerch | Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung