Auch in diesem Jahr beteiligt sich der Kreis Nordfriesland an der landesweiten Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, mit der der Landesinnungsverband des Bäckerhandwerks Schleswig-Holstein, die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten, das KIK-Netzwerk bei Häuslicher Gewalt sowie lokale Netzwerke ein deutliches Zeichen gegen Häusliche Gewalt setzen. Vom 24. bis 29. November geben teilnehmende Bäckereien im ganzen Land Brötchentüten mit der Nummer des Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen (116 016) aus – landesweit rund 355.000 Stück.
Insgesamt machen 41 Innungsbäckereien und etwa 360 Verkaufsstellen in diesem Jahr mit.
Auch der Kreis Nordfriesland ist erneut Teil der Aktion. Ab dem 24. November werden in Emmelsbüll-Horsbüll, Bredstedt, auf Sylt und Husum Brötchentüten verteilt, um Betroffene und ihr Umfeld auf Unterstützungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Die Aktion wird vor Ort vom KIK Kreis Nordfriesland unterstützt und durch mehrere begleitende Veranstaltungen ergänzt, die von der Frauenberatung & Notruf NF in Kooperation mit den Netzwerkpartner:innen organisiert werden.
Die Frauenberatung und der Notruf Nordfriesland in Trägerschaft der “Unabhängige Frauengruppe Husum e.V.“, die in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiern, setzen dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die künstlerische und gesellschaftliche Sichtbarmachung des Themas. Am 25. November wird in Husum zwischen der Kidderminster Brücke und den Beruflichen Schule Nordfriesland (Herzog-Adolf Str.) die Skulptur „Kunst gegen Gewalt an Frauen – Stiller Hilferuf“ aufgestellt, die die Motorsägenkünstlerin Svea Lynn Schaffner bereits am 25. November 2024 in Husum geschaffen hat. Die Skulptur steht als Mahnmal für die Frauen aus Nordfriesland, die durch Femizide ihr Leben verloren haben. Zugleich ist sie ein solidarisches Zeichen für alle Frauen, die Gewalt erleben oder erlebt haben und ein sichtbares Symbol für das gesellschaftliche Ziel, dass Frauen frei und sicher – ohne Gewalt – leben können.
Die SPIEGEL-Autorin Laura Backes liest am 26. November in Niebüll im Café Pack und Schnack sowie am 27. November in der Buchhandlung Liesegang in Husum, jeweils um 19 Uhr, aus ihrem Buch „Alle drei Tage – warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen“. Die Lesungen geben einen eindrücklichen Einblick in die Dynamiken von Partnerschaftsgewalt, die bis hin zu Femiziden eskalieren können – einer der gravierendsten und weltweit häufigste Verletzungen grundlegender Menschenrechte.
Ergänzt wird die Aktionswoche durch die Instagram-Kampagne „Sportlerinnen zeigen die rote Karte – Nein zu Gewalt gegen Frauen“, mit der regionale Sportler:innen öffentlich Haltung beziehen und ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen. Zum Abschluss der Aktionswoche findet am 5. (17-20 Uhr) und 6. Dezember 2025 (10-17 Uhr) in Tönning ein kostenloser WenDo-Kurs für Frauen und Mädchen ab 16 Jahren statt. Der Kurs vermittelt Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungsstrategien, stärkt das Setzen von Grenzen und erweitert die Handlungsmöglichkeiten in belastenden oder bedrohlichen Situationen. (Anmeldung bitte unter info@frauennotruf-nf.de)
Das hochaktuell am 21.November 2025 veröffentlichte Bundeslagebild „Häusliche Gewalt 2024“ zeigt erneut eine alarmierende Entwicklung. Insgesamt wurden 265.942 Betroffene Häuslicher Gewalt registriert – ein Anstieg um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 70,4 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Von den erfassten Fällen entfallen 94.873 auf innerfamiliäre Gewalt, während 171.069 Menschen Partnerschaftsgewalt erlebt haben. Besonders deutlich zeigt sich die geschlechtsspezifische Dimension: Bei Partnerschaftsgewalt sind 79,3 Prozent der Betroffenen weiblich.
Erschütternd hoch ist auch die Zahl der Todesopfer: 286 Menschen kamen 2024 durch Häusliche Gewalt ums Leben, darunter 191 Frauen und 95 Männer. 132 Frauen und 24 Männer starben im Kontext von Partnerschaftsgewalt, darunter auch 2 Femizide in Nordfriesland. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Gewalt gegen Frauen kein Einzelfall und keine Privatsache ist, sondern ein struktureller Missstand, der politisches, soziales und rechtliches Handeln erfordert und die Aufmerksamkeit der Gesellschaft dringend bedarf. Zu beachten ist, dass das Bundeslagebild ausschließlich das polizeilich erfasste Hellfeld zeigt. Die Dunkelziffer ist erheblich und viele Betroffene bleiben aus Angst, Scham oder fehlendem Zugang zu Hilfe, unsichtbar.
Seit 40 Jahren ist die Frauenberatung und Notruf NF Anlaufstelle für Betroffene im Kreis Nordfriesland. Das Jubiläum fällt bewusst in die Aktionswoche: Es steht für vier Jahrzehnte Engagement, Solidarität und konkrete Unterstützung für Frauen, die geschlechtsspezifische Gewalt erleben oder erlebt haben.
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist rund um die Uhr, anonym, kostenfrei und in 18 Sprachen erreichbar: 116 016.
Frauenberatung & Notruf Nordfriesland, info@frauennotruf-nf.de; 04841 62234
Kooperationspartnerinnen sind: Gleichstellungsbeauftragte Kreis Nordfriesland, SimoneEhler; Gleichstellungsbeauftragte Stadt Husum, Britta Rudolph; GleichstellungsbeauftragteAmt Südtondern, Sylke von Kamlah; Gleichstellungsbeauftragte derVerwaltungsgemeinschaft Amt Eiderstedt und Stadt Tönning, Gudrun Arndt;Gleichstellungsbeauftragte der Inselverwaltung Sylt, Andrea Dunker; Buchhandlung Liesegang Husum; Stadt Husum



