Mit Sandvorspülungen für rund 26 Millionen Euro wird das Land in den kommenden vier Jahren die Küsten von Sylt sichern. Damit sollen jährlich unter anderem 0,8 bis 1,2 Millionen Kubikmeter Sand vorgespült werden. Der entsprechende Auftrag sei erteilt worden, teilte Küstenschutzminister Robert Habeck anlässlich der jährlichen Strandbereisung heute (27. März 2017) mit.
Foto: Mario De Mattia
„Sylt spielt eine herausragende Rolle für den Küstenschutz in Schleswig-Holstein. Gemeinsam mit den Halligen und Deichen sichert es auch das Festland vor Schäden durch Sturmfluten“. Besonders vor Sylt treffen die Wellen mit großer Kraft auf die Küste. Die flexiblen Sandvorspülungen haben sie bislang als der effektivste Schutz für die Sylter Westküste erwiesen“, sagte Minister Habeck.
Aufgrund der sehr guten Erfahrungen mit einer mehrjährigen Vergabe hat sich das Land auch dieses Jahr dafür entschieden. Der diesjährige Auftrag hat eine Laufzeit bis 2020. Gegenüber einer jährlichen Ausschreibung kann früher mit den erforderlichen Arbeiten begonnen und flexibler auf die Veränderungen durch Sturmfluten des Winters reagiert werden. Auftragnehmer ist die dänische Firma Rohde Nielsen, die bereits in den vergangenen vierzehn Jahren erfolgreich auf Sylt tätig war.
In diesem Auftrag sind über den Bedarf der Insel Sylt hinaus 800.000 Kubikmeter Sand zusätzlich vorgesehen, die in den kommenden Jahren für die Deichverstärkung Dunsum/Utersum und eine geplante Sandvorspülung vor Utersum auf Föhr aus dem Vortrapptief entnommen werden sollen. Der Sand wird in den Vorstrand vor Hörnum eingespült. Das Material wird mit der Strömung südlich ins Vortrapptief verlagert, wo es dann ohne Beeinträchtigung des Sedimenthaushalts des Wattenmeeres für die Deichverstärkung und die Sandvorspülung auf Föhr genutzt werden kann.
Bei der jährlichen Strandbereisung werden die Strände inspiziert und die Folgen der jeweiligen Sturmflutsaison festgestellt. Aufgrund des über die vergangenen Jahrzehnte in den Vordünen entstandenen Sanddepots blieb die Inselsubstanz von Schäden verschont. Um dies auch weiterhin gewährleisten zu können, müssen die im Strandbereich eingetretenen Erosionen wieder aufgefüllt werden.
„Zwar ist die Sturmflutsaison des Jahres noch nicht gänzlich abgeklungen, doch können wir heute schon gemeinsam mit dem Landschaftszweckverband Sylt und den Vertreterinnen und Vertretern der Inselgemeinden sowie dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Ort und Menge der jeweiligen Sandaufspülung in diesem Jahr festlegen“, sagte Habeck. Demnach sollen im diesem Jahr alles in allem 1,7 Millionen Kubikmeter Sand vorgespült werden, 400 000 davon sind als Vorrat für Föhr geplant. Die Vorspülungen sichern die Ortslagen von List, Westerland, Hörnum und Kampen. Dabei ist auch wieder vor Kampen und Westerland eine Riffaufspülung als Ergänzung zu den Strandauffüllungen vorgesehen. Die Arbeiten sollen voraussichtlich ab Anfang Mai beginnen.
„Küstenschutz ist und bleibt insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels eine wichtige Aufgabe des Landes“, sagte Habeck. Die Kosten werden überwiegend von Bund und Land aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes getragen. Zusätzlich beteiligt sich auch die Europäische Union mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für die Entwicklung der ländlichen Räume (ELER) an den Kosten.
Insgesamt wurden auf Sylt seit 1972 bis Ende 2016 rund 47,5 Millionen Kubikmeter Sand mit Kosten in Höhe von rund 212 Millionen Euro vorgespült. Nach dem Fachplan Küstenschutz Sylt sind die jährlich rund eine Million Kubikmeter Sandverluste auszugleichen. Alternativkonzepten steht das Land weiterhin grundsätzlich offen gegenüber. Starre Bauwerke sind wegen der oft negativen Folgen (zum Beispiel Lee-Erosion) zum Schutze der Sylter Westküste allerdings in den meisten Fällen nicht geeignet.
Für das Jahr 2017 sind für alle Küstenschutzmaßnahmen inklusive Unterhaltung der Anlagen insgesamt rund 72 Millionen Euro eingeplant. Neben den bereits laufenden und in diesem Jahr fertig zu stellenden Maßnahmen zur Deichverstärkung Nordstrand Alter Koog und Hattstedter Marsch, laufen noch mehrjährige Maßnahmen in Dagebüll (der vorgezogene notwendige Schöpfwerksbau mit Kosten in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro wurde kürzlich bereits fertiggestellt) und Deckwerksarbeiten in Büsum-Warwerort und in der Blidselbucht auf Sylt, Buhnenbau auf Helgoland zur Sicherung der Landebahn auf der Düne. Beginnen wird in Kürze die Deichverstärkung in der Seestermüher Marsch (Kosten rund fünf Millionen Euro).